Cervélo R5 - Everesting Bike unter 6kg

Das 2025 Cervélo R5 ist da und es ist unfassbar leicht. Ich bin damit schon über 30.000m geklettert.

Das R5 ist ein ikonisches Bike. Es war schon immer der Inbegriff eines Bikes, das fürs Bergauffahren gemacht ist. Ich erinnere mich noch, wie ich in den 2010ern vor dem Bildschirm saß und die Fahrer vom Cervélo TestTeam bei der Tour de France auf dem leichtesten und schnellsten Bike bewunderte. Besonders erinnere ich mich an Ryder Hesjedal, der beim Giro d’Italia ein R5 CA fuhr.
Eine Special Edition dieses Bikes, handgefertigt in Kalifornien und noch leichter.
Damals 675g für den Rahmen, die Profis mussten Gewichte hinzufügen, um UCI-konform zu sein. Weight Weenies haben über die Jahre unfassbar leichte Bikes aus dem R5 gebaut und es hat sich als Ikone der Kletter-Rennräder etabliert.
Das neue Cervélo R5 kommt in Größe 56 mit 5,95kg in der Top-Ausstattung mit SRAM Red E1 1x Setup und Reserve 34|37 SL Turbulent Aero Wheels.

Max Riese und sein Cervélo R5 vor dem Triple-Everesting-Rekord.

Ein Bike, das eine würdige Kletter-Challenge verdient hat

Jetzt sagt ihr vielleicht, ich bin voreingenommen – und ihr habt recht:
Ich bin Athlet für Cervélo und habe das Bike vor dem Launch bekommen. Tatsächlich hatte ich die einmalige Chance, im Juni im HQ in Kalifornien zu sein und mit den Ingenieuren zu sprechen. Aber ich glaube, ihr werdet das Gefühl verstehen, das ich hier beschreibe – und glaubt mir, es ist echt.
Als die Leute bei Cervélo mir vom neuen R5 und seinem verrückten Gewicht erzählten, schlug ich vor, den Triple-Everesting-Weltrekord anzugehen. Genau: 3 Mal die Höhe des Mount Everest am Stück. Witzigerweise werde ich immer gefragt, ob ich mit dem berühmten Mathematiker Adam Riese verwandt bin – bin ich nicht. Mathe ist nicht meine Stärke. Trotzdem habe ich es geschafft, die nötigen Höhenmeter zu berechnen: 26544m.
Das Meeting war erstmal ein Schock. Zwischen Sprachlosigkeit und Lachen – aber sie mochten die Idee und wir einigten uns darauf, dass ich dieses Projekt mache und dem Bike die Fahrt gebe, die es verdient.

Das Wetter war nicht auf meiner Seite, aber der Rekord fürs Triple Everesting fiel.

Warum Triple Everesting? Viele haben mich gefragt, warum nicht Double. Ehrlich gesagt: keine Ahnung. Ich wollte einfach etwas machen, das so absurd ist, dass es genau richtig für dieses Bike ist. Ich schätzte die Zeit auf 30 bis 35 Stunden. Also machbar ohne Schlaf, aber hart.
Außerdem wollte ich etwas machen, wo Leute mich leicht begleiten und anfeuern können, ohne riesige Logistik.
Der Berg hinter meinem Haus ist mein Trainingsrevier mehrmals die Woche. Der Gaisberg ist Salzburgs Stadtberg. Eine glatte Asphaltstraße bis ganz nach oben, wo ein Antennenturm und zwei Restaurants warten. Die letzten 2,5km mit durchschnittlich 11,6% Steigung und eine Bus-Schleife oben und unten. Das berühmte „Gaisberg Killer Final“ von der Zistelalm bis zum Gipfel.
Viele haben den Kopf geschüttelt, als ich sagte, wo ich es machen will, aber steil ist schnell in diesem Fall. Weniger Distanz, dafür eine gleichmäßige Steigung, bei der ich mich wohlfühlte, im Z2-Tempo zu drücken.
Als die lieben Leute von Posedla von meinem Projekt hörten, sagten sie sofort zu, ein Filmteam zu schicken.
Aber zuerst: reden wir über das Bike und wie ich es aufgebaut habe!

Das R5 kommt mit einem einzelnen Aero-Kettenblatt. Willkommen in der Zukunft der Kletter-Bikes.

Das R5 im Serien-Setup

Interessanterweise brauchte es keine technologischen Durchbrüche, um dieses Gewicht zu erreichen. Der Ingenieur erzählte mir ganz ruhig, wie er jede einzelne Komponente in eine Excel-Tabelle schrieb und Stück für Stück Gewicht einsparte!
Die größten Einsparungen gab es beim neuen One-Piece-Cockpit, und ich muss sagen: Auch wenn ich beim Verlegen der Bremsleitungen ordentlich geflucht habe, liebe ich die Ergonomie und das Fahrgefühl. Und es sieht super clean aus.
Die Ingenieure erzählten mir, dass sie zum ersten Mal Titan-Schrauben und Hardware überall verbaut haben, inklusive überarbeitetem Sitzklemmsystem und anderen Teilen. Auffällig ist auch, dass die Vorderradbremse durch die Gabel verschraubt wird, was Gewicht spart, da die Nieten im Carbon fehlen – und überraschenderweise kaum Einfluss auf die Aerodynamik im Windkanal hat.
Tatsächlich wurde mir gesagt, dass das neue R5 ein paar Watt schneller als das Vorgängermodell ist. Ich kann das nicht überprüfen, aber es fühlt sich definitiv schnell und slick an.
Als ich es aus dem Karton holte, musste ich es natürlich sofort wiegen. Keine Pedale, kein Flaschenhalter, nur das pure Bike wie angegeben. Und es stimmte:
5,95kg. Wahnsinn. Das leichteste Bike, das ich je in den Händen hatte.

Das neue One-Piece-Cockpit am R5 ist superleicht und ergonomisch. Die integrierte GPS-Halterung passt perfekt zum COROS Dura.

Aus der Box kam es mit einem 40cm breiten Lenker und 100mm Reach. Ich habe das auf einen 38cm Lenker mit 80mm Reach geändert. Diese Position mag ich fürs Klettern und lange Stunden im Sattel.
Das Kettenblatt? Ein massives 48t Aero-Kettenblatt von SRAM mit Quarq Powermeter. Ratet mal: Für die Challenge habe ich es auf ein 44t gewechselt. Kombiniert mit dem SRAM Red E1 XPLR 13-fach Schaltwerk hinten und einer 10-46t Kassette war es ein Traum und genau die richtige Übersetzung.
Übrigens war ich sehr froh, das UDH / Universal Derailleur Hanger an diesem Bike zu sehen. Damit sind verrückte Setups wie das E1 XPLR Schaltwerk mit großem Übersetzungsbereich möglich. Und als netter Nebeneffekt ist es auch die leichteste Schaltgruppe auf dem Markt.
Die neuen Red E1 Bremshebel sind ein Traum. Unglaubliche Modulation, top Ergonomie, und ich konnte eine aggressive Position einnehmen, ohne dass es unbequem wurde.

SRAM RED XPLR E1 ist die leichteste Schaltgruppe aktuell und dank UDH kompatibel mit dem Cervélo R5.

Die Reserve 34|37 Turbulent Aero SL Laufräder sind die ersten mit so niedrigem Profil, die ich seit langem gefahren bin – aber die Beschleunigung und das Fahrgefühl sind genial. Keine Änderungen nötig. Was ich aber geändert habe, waren die Reifen. Die Vittoria Corsa Pro Speed TLR G2.0 700x26c sind extrem leicht und sehen cool aus, aber selbst mit optimalem Druck fühlte ich mich durchgeschüttelt und musste vor jeder Fahrt den Druck checken, da er schnell abfiel.
Meine Wahl waren die Maxxis Highroad SL in 28c. Das hat fast 140g zum Bike hinzugefügt, aber ich fühlte mich danach viel komfortabler und sicherer.

Der Posedla Joyseat ULTRA ist nicht der leichteste Sattel, aber der beste, den ich je hatte.

Die letzte und wichtigste Änderung war der Tausch des serienmäßigen Prologo Nago R4 PAS LIGHTWEIGHT NACK Sattels gegen meinen geliebten Posedla Joyseat Ultra. Der Sattel hat auch ein paar Gramm mehr, aber es ist der beste Sattel, den ich je hatte und der einzige, dem ich für wirklich lange und verrückte Fahrten vertraue.
Als finalen Touch habe ich das Bike tubeless mit Silca Ultimate Sealant aufgebaut und den mitgelieferten Arundel Carbon Flaschenhalter (sehr nice), die integrierte Computerhalterung plus GoPro-Mount für das kleine BBB Strike Frontlicht und Wahoo Speedplay Nano Pedale montiert.
Das Ergebnis: immer noch sehr schöne 6,5kg inklusive allem für meine Fahrt – außer der 500ml ELITE Fly Flasche und meinem Coros DURA. Zeit für die erste Fahrt!

Wie schlank dieses Bike ist, ist einfach mindblowing. Das R5 ist wie ein Skalpell, das durch die Straße schneidet.

Erste Fahreindrücke mit dem 2025 Cervélo R5

Ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll. Vielleicht so:
Es ist lange her, dass ich auf ein Bike gestiegen bin und sofort ein riesiges Grinsen im Gesicht hatte wie mit dem neuen R5. Es ist agil, wendig, beschleunigt mühelos.
Das Kurvenverhalten ist so präzise, dass ich mich frage, ob ich irgendwann zu übermütig werde und die Reifenhaftung überschreite.
Das neue R5 nutzt die gleiche Geometrie wie das S5. Und naja… dieses Bike gewinnt gerade ziemlich viel. Wie es sich für ein Cervélo gehört, hat es pure Racing-Gene. Es ist kein komfortables Bike, aber auch keine wilde, steife Maschine, die man nicht fahren kann.
Und falls ihr Angst habt, dass ein so leichtes Bike Fahreigenschaften opfert: Das R5 tut es nicht. Es fährt sich wie ein normales Race-Bike. Nicht nervös, kein Wackeln bei Speed oder Wind. Sehr stabil und berechenbar.

Das Cervélo R5 fährt sich extrem präzise und fliegt bergauf wie bergab.

Am besten beschreiben lässt es sich mit einem Skalpell. Superleicht, filigran und vor allem präzise. Es fühlt sich an wie eine Maschine mit einem klaren Zweck – und die erfüllt es perfekt. Ich machte ein paar Testrunden und fuhr mein geplantes Z2-Tempo auf meinem Segment. Überraschenderweise fühlte ich mich sehr wohl dabei, 1000 VAM zu halten. Die Abfahrten? Es fühlt sich an, als würde man auf Schienen fahren. Spät bremsen, da die neuen SRAM-Bremsen so stark und gut dosierbar sind, in die Kurve legen ohne Zögern und wie eine Rakete rausbeschleunigen.
Es macht einfach nur Spaß!

Das Cervélo R5 ist extrem aggressiv und so ist auch eure Position darauf.

Für die Position auf dem Bike habe ich mich tatsächlich aggressiver eingestellt als sonst. Etwas niedriger im Stack (zwei Spacer übrig), Sattel ganz nach vorne und 1-2° nach unten, Bremshebel leicht nach innen gedreht, sodass ich die Hoods außen greifen kann. Das zwingt mich, die Core-Muskeln zu aktivieren und schont dadurch meinen Rücken bei Schlägen. Außerdem habe ich das Gefühl, dass ich mit den 170mm Kurbeln super effizient „nach hinten“ drücken kann.
Ich brauchte wenig Zeit, um mich ans R5 zu gewöhnen, und ich fühle mich sofort zuhause auf diesem Bike. Es ist eine moderne Geometrie, ein superleichtes Race-Bike mit klarem Zweck. Kein „Es ist aero, aber auch leicht“-Bike, kein „Es ist ein Race-Bike, aber auch komfortabel und nimmt breite Reifen“. Dieses Bike ist genau das, was es sagt. Ein leichtes Kletter-Bike mit puren Racing-Genen.

Dieses Bike ist genau das, was es sagt.

Das Cervélo R5 ist ein Bike, das bergauf gefahren werden will. Ein Statement für Kletterer!

Ist das Cervélo R5 was für euch?

Das heißt natürlich, es ist nicht für jeden gedacht. Es ist sehr steif, hat ein super direktes Lenkverhalten, es ist sehr teuer und ihr bekommt wahrscheinlich aero-Bikes für weniger Geld.
Es ist nicht unbedingt das Bike, das ihr zum Gran Fondo oder Coffee Ride mitnehmt, und es ist auch nicht fürs Bikepacking gedacht.
Ich würde nicht zögern, das R5 auf rauen oder leichten Gravelstraßen zu fahren, aber komfortabel wird es nicht.
Wenn ihr euer Bike liebt, weil ihr gerne klettert, und das euer Ding ist, dann ist das R5 euer Bike – und ein echtes Statement.
Auch in den günstigeren Versionen ist es immer noch eines der leichtesten Bikes auf dem Markt. Und definitiv ein Hingucker mit dem elegantem Paintjob und der schlanken Silhouette. Diese strohhalmähnlichen Sitzstreben sind ikonisch und ziehen Blicke auf sich, wenn ihr andere bergauf überholt!
Aber wie gesagt: Es ist definitiv ein Premium-Bike mit einem Premium-Preis. Ihr müsst es wollen – und ihr müsst es euch leisten können!

Das Cervélo R5 wurde unter allen Bedingungen getestet. Ich gab auf, bevor das Bike es tat.

Dinge, die ich mir wünschen würde

Es ist klar, dass ich von diesem Bike begeistert bin. Nicht nur wegen des Gewichts. Das Scott RC Addict Ultimate hat schon ein Discbrake-Bike in dieser Gewichtsklasse geliefert – und glaubt mir, weitere werden folgen!
Aber: Das R5 nutzt keine fragwürdige Technik wie Schwalbe Aerothan-Reifen, um das zu erreichen.
Trotzdem hätte ich ein paar Ideen, wie man das R5 noch besser machen könnte.

Cervélo hat bereits die Standardbreite der Lenker geändert, aber für einen 54cm Rahmen würde ich mir standardmäßig 38cm breite Lenker wünschen. Macht einfach Sinn. Wir haben als Radfahrer alle schmale Schultern.
Eine längere Version der integrierten GPS-Halterung wäre nice. Der Computer sitzt ziemlich nah am Lenker, und manchmal will ich ihn von einer Oberrohrtasche aus laden bei Ultras. Aber gut… das ist ein Spezialfall!
Die interne Kabelführung fürs integrierte Cockpit könnte einfacher sein. Es war okay, aber ich habe trotzdem viel geflucht – da muss es eine Lösung geben, die auch die Mechaniker (und letztlich die Shops) glücklich macht!

Das Cervélo R5 getestet bis an die Grenzen von Fahrer und Bike.

Mit dem mitgelieferten Prologo Sattel hatte ich Probleme und Rückenschmerzen. Der Posedla Joyseat hat meine Position verbessert, aber ich bin auch erfahren im Bike-Fitting.
Für eine Premium-Marke, die euch sogar erlaubt, das Cockpit NACH dem Kauf zu tauschen, um das Bike passend zu machen, wäre das gleiche für Sattel und Kurbeln eine gute Idee.
Die Logistik wäre schwierig, aber was unterscheidet ein Premium-Bike wie Cervélo am Ende von einem Canyon? Vieles ist der Service drumherum und die Möglichkeit, ein individuelleres Erlebnis zu bekommen, um das Bike perfekt zu machen.

Kleine Nuancen bei einem Bike, das mich wirklich umhaut.
Wie ich das beweisen kann? Ach ja, das Everesting-Projekt…

Das Cervélo R5 am Gaisberg in Salzburg.

Habe ich den Triple-Everesting-Rekord geschafft?

Ja, habe ich! 37h 37min. Ein paar Stunden langsamer als geplant, aber es lag nicht am Bike.
Ich startete um 4:00 Uhr morgens mit meinem geplanten Tempo, und es lief ziemlich gut. Rund 1000 VAM bergauf, bergab mit bis zu 94km/h.
Am Nachmittag wurde es sehr heiß und ich hätte meine Ernährungsstrategie anpassen sollen. Geplant waren 60g Carbs in der Flasche plus ein Gel oder Riegel, um auf 90g Carbs pro Stunde zu kommen. Alle 3 Stunden ein Sandwich als feste Nahrung.
Ich hätte in den heißen Stunden zusätzlich Elektrolyt-Drinks einbauen sollen. So merkte ich, wie die Power nachließ, und ich nahm die Müdigkeit mit in die Nacht, wo es auch noch regnete.
Am Morgen kämpfte ich hart gegen das Einschlafen, und durch den Zeitverlust geriet ich in einen biblischen Regensturm in den letzten zwei Stunden. Ich habe es mir schwer gemacht, aber am Ende holte ich den Rekord mit fast 3 Stunden Vorsprung. Chapeau an den bisherigen Rekordhalter Jakob Wagenhofer aus Graz, Österreich. Du hast mich sehr hart arbeiten lassen für diesen Rekord.

Happy End: Der Triple-Everesting-Rekord ist in den Büchern und das beste Ziel, das ich mir vorstellen kann.

Das R5 hat alles ohne Probleme mitgemacht. Ich werde die Kette wachsen und es weiterfahren wie bisher. Ein Rekord-Bike schon jetzt.

Auch wenn mir Pauline Ferrand-Prevot klar die Show gestohlen hat, indem sie die Tour de France Femmes gewonnen hat! Was für eine Leistung und was für ein Beweis für ein Bike, das gemacht ist, um Rennen zu gewinnen und Rekorde zu brechen.

Pauline Ferrand-Prevot gewinnt die Tour de France Femmes auf dem Cervélo R5.