Max's Sneak Peaks ADVENTURE 2024

Orbit360 organisierten ihr unsupported Bikepacking-Abenteuer durch Italien und Slowenien. Hart, aber schön.

Das Sneak Peaks Adventure ist wahrlich ein Abenteuer!
Die Routen des selfsupported Bikepacking Events führen durch die atemberaubenden Landschaften der Dolomiten und des Triglav-Gebirges. Sie verlangen dir alles ab.
Vor allem der besondere Spirit macht das Sneak Peaks aus: Community, Selbstverantwortung, Entdeckergeist und ein tiefes Gefühl der Verbundenheit mit der Natur prägen es. Es geht nicht um Wettkampfstress oder Preise. Stattdessen ist das pure Erlebnis im Vordergrund:
Schotterwege, hochalpine Trails, herzliche Begegnungen und die besondere Magie italienischer Berghütten. Dort stehen Freundschaft und Erholung im Mittelpunkt.

Dieses Abenteuer packte mich sofort, und das aus mehreren Gründen. Raphael von Orbit360, der Kopf hinter Sneak Peaks, ist ein enger Freund. Ich durfte sein erstes Bikepacking-Rennen einfach nicht verpassen!
Die Kulisse in den Dolomiten und Julischen Alpen zählt zu meinen absoluten Lieblingsregionen. Zudem lockte die enorme Herausforderung: 37.000 Höhenmeter auf 1.000 Kilometern, größtenteils abseits der Straße. Dazu kommt noch das italienische Essen, und die Gastfreundschaft in insgesamt elf Berghütten.
Wie könnte man da widerstehen?

Das Timing war allerdings eine echte Herausforderung. Nur eine Woche zuvor hatte ich FURTHER Le Chemin de la Liberté abgeschlossen, eines der härtesten unsupported Bikepacking Rennen, die man sich gönnen kann. Trotzdem habe ich es geschafft – und wurde sogar der Erste, der die Ziellinie überquerte!
Dabei war diese Premiere alles andere als einfach gewesen: Heftige Stürme und das Meistern von vielen anderen Hürden machten es zu einem unvergesslichen Erlebnis.

In diesem Bericht nehme ich dich Tag für Tag mit durch das Event. Sei gespannt, wie das Sneak Peaks Adventure für mich gelaufen ist und entdecke, was es so besonders macht!

Gravelbike Setup für Sneak Peaks Adventure - Cervélo Aspero-5

Mein Setup - Cervélo Àspero 5

Ich habe mein Setup fast unverändert zu FURTHER gelassen. Der Grund dafür ist, dass ich nur wenig Zeit hatte, am Rad zu schrauben oder über verschiedene Setups und generell meine Vorbereitung nachzudenken. Daher habe ich das Rad gewartet, Bremsbeläge, Kassette, Kette usw. gewechselt, und nur einige kleine Änderungen vorgenommen, die speziell auf meine Erwartungen für dieses Rennen abzielten.
Da ich gerade ein extrem hartes Rennen hinter mir hatte, hatte ich nicht vor, draußen zu schlafen, wenn ich nicht musste. In eine kleine SILCA Velo Grinta Satteltasche passten ein Notbiwak, eine UL-Schlafmatte und ein 8C Ultraleicht-Schlafsack. Leben am Limit. (Wie ihr später lesen werdet...)
Außerdem eine 7mesh Oro Shakedry-Regenjacke und eine Revo 2/3-Regenhose, eine isolierte Freeflow-Jacke, ein paar Handschuhe, Ersatzsocken, eine Weste, Beinlinge, Armlinge, Elektronik (Powerbank, Kabel, Ladestecker), ein komplettes BBB-Lampenset einschließlich einer mit GoPro-Halterung an meinem Helm befestigten Lampe, und natürlich einige Ersatzteile.
Ich mag meine Fahrräder leicht und wendig!

Eine Schmale Silouette ist auch bei bikepacking setups wichtig für Aerodynamik und normale Kniebewegung.
Aerodynamisches Bikepacking setup - keine Taschen am Lenker, integrierte Kabel.

Hier ist die Liste:

  • Cervélo Àspero-5
  • Reserve Wheels 40|44 GR
  • SRAM Red XPLR AXS 40 x 10-44t
  • Ortlieb Waterproof Fuel Bag Und Frame Bag in Dark Sand
  • SILCA Velo Grinta Saddle Bag für minimales Schlaf-Setup sowie Sicuro Flaschenhalter und gewachste Kette mit Endurance-Chip. Ratschenwerkzeug ist ein Muss!
  • POSEDLA Joyseat custom 3D printed saddle. 😍
  • BBB Front- und Rücklicht plus Helmlampe
  • Quoc Shoes GT XC für maximale Kraftübertragung und Komfort
  • WAHOO ROAM v2
  • Volles 7mesh kit (RK2 Bibs, Pace jersey, Oro und Freeflow Jacke, Revo Hose, S2S Weste, Arm- & Beinlinge) natürlich! 🔥

Der erste Anstieg beim Sneak Peaks Adventure führte von Bozen tief in die Dolomiten.

Pizza und ein relaxtes Briefing mit Minigolf

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Nun ja, vielleicht bei Raphael, dem Organisator von Sneak Peaks. Wir haben uns 2019 beim Silkroad Mountain Race in Kirgisistan zum ersten Mal getroffen. Seitdem laufen wir uns ständig irgendwo auf der Welt wieder über den Weg. Ich würde sagen, wir haben eine richtig gute Freundschaft aufgebaut!

Seine Orbit-Serie verfolge ich schon seit Langem, und jetzt hat er sein erstes eigenes Rennen organisiert. Sneak Peaks, mit Start in Bozen, Italien – das klang einfach zu verlockend. Natürlich musste ich dabei sein, wenn Raphael so etwas auf die Beine stellt.

An der Ziellinie von FURTHER Le Chemin. Max fühlt sich wie er aussieht.

Eine Sache machte mich allerdings skeptisch: Nur eine Woche zuvor hatte ich „FURTHER Le Chemin de la Liberté“ in den Pyrenäen abgeschlossen. Ob das eine gute Idee war, wusste ich zu dem Zeitpunkt wirklich nicht.

Die freundlichen Gesichter am Startort, dem Ahoi Minigolf, und die richtig gute Pizza haben mich dann aber schnell meine Zweifel vergessen lassen.

Start und Ziel war schon etwas lustig: Ein Minigolfplatz. Das Ahoi Minigolf war zwar nicht der gewöhnlichste Ort, an dem ein Bikepacking Event startet, aber Radfahrer:innen in Spandex beim Minigolf zu beobachten und den Platz mit bepackten Fahrrädern befüllt zu sehen war schon etwas besonderes.
Dazu war das Personal unglaublich nett, es war ziemlich viel Platz da, ja man konnte sogar am Sportplatz nebenan duschen! Kiosk und Imbiss der ein gutes Angebot für Frühstück, Pizza und mehr anbot, waren auch vorhanden.
Das Briefing von Rapha war gewohnt entspannt. Ein wenig Techno Musik, kurz über die Route reden. "Ja da gibts ein Geröllfeld, das lieber nicht nachts oder bei schlechtem Wetter!" und andere Punkte an denen man aufpassen musste. (Dazu später mehr...)
Viele entschieden sich direkt auf dem Minigolfplatz zu campen. Ich gönnte mir den Luxus eines AirBnBs in Bozen. Eine Dusche für mich und ruhiger Schlaf sollten mir gut tun.
In der Früh radelte ich entspannt zum Start als warmup.

Tag 1 - Ein richtiges Abenteuer

Beim Start gab es zwar ein paar sporadische Probleme mit meiner Schaltung, doch sobald es in den ersten richtig langen Anstieg ging, fand ich meinen Rhythmus.

Es dauerte nicht lange, bis ich allein vorne war. Niemand wollte mein Tempo mitfahren, was mich zwar etwas überraschte, aber ich machte einfach mein Ding. Mein Plan war, schnell, aber mit ausreichend und gutem Schlaf durchzufahren.

Schon sehr bald nach dem Start war Max allein an der Spitze von Sneak Peaks Adventure.

Das letzte Stück des Anstiegs zu Checkpoint 1 war dann größtenteils zu steil zum Fahren. Oben war es kalt und neblig, und die Luftfeuchtigkeit sorgte dafür, dass ich schnell durchnässt war. Ich stürmte in die Hütte, holte mir meinen Stempel und machte mich gleich wieder auf den Weg ins Tal, bevor mir richtig kalt wurde. Ich glaube, das Hüttenpersonal hatte keine Ahnung, was da gerade passiert war. Es war wirklich verlockend, zu bleiben – ich verspreche, ich komme irgendwann wieder und genieße dann auch den Ausblick! 😊

Schon bald fing es an zu regnen. Das störte mich kaum, denn dieses Jahr war ohnehin nicht mit „normalem“ Wetter gesegnet. Es war entweder kalt und nass oder unfassbar heiß. Fotograf Jakub hat in diesem Moment ein Bild von mir gemacht – sieht ziemlich dramatisch aus. 😜

Der Hike-A-Bike der bald in einem Geröllfeld endete. Der Weg zu Sneak Peaks CP 2 war nicht leicht.

Der anschließende Hike-a-Bike überraschte mich dann doch ein wenig. Riesige, nasse, rutschige Felsplatten und loses Geröll machten das Vorankommen mühsam. Dazu kamen starke Windböen und dichter Nebel. An einem Punkt bemerkte ich, dass ich wohl den Weg verloren hatte. Ein Blick auf meinen Wahoo zeigte, dass ich nur ein paar Meter vom eigentlichen Pfad entfernt war. Klingt simpel, war es aber nicht. Zwischen mir und dem Weg lagen riesige Felsbrocken, und es war extrem rutschig, besonders mit dem Rad.

Kalt und kurz vor Sonnenuntergang erreichte ich schließlich Checkpoint 2, das Refugio Malga Consiera. Eigentlich wollte ich nur noch ein bisschen weiterfahren und mir dann ein Hotel nehmen, um den schlimmsten Regen abzuwarten. Im Ort, den ich mir dafür ausgesucht hatte, war jedoch ein Frauen-Worldtour-Rennen – und alle Hotels waren ausgebucht.

Also fuhr ich vom Refugio Malga Consiera ins Tal, knapp 17 Kilometer von der Strecke weg, zu einem kleinen Hotel. Das „Hotel Spera“ war aber genau das, was ich gebraucht habe. „Du fährst ein Rennen? Wirst du gewinnen? Wenn ja, dann schreib unser Hotel bitte in deinen Bericht!“ – gesagt, getan. Eine herrlich heiße Dusche und etwa fünf Stunden Schlaf haben sich definitiv gelohnt.

Broken Spoke during Sneak Peaks Bikepacking Adventure... I had to get creative.

Tag 2 - Probleme über Probleme

Ich wachte pünktlich zu meinem Alarm auf. Ich hatte mir zwei Brioche mit aufs Zimmer genommen, die waren jetzt mein Frühstück.

Ein Blick auf die Follow My Challenge-Live-Tracking-Karte zeigte mir, dass mich etwa acht Fahrer:innen überholt hatten. Aber niemand war mehr als 40 Kilometer vor mir. Ein wenig Angst hatte ich, dass das Hotelpersonal mein Rad nicht wie abgesprochen nach ihrem Dienst an die Rezeption gestellt hatte. Aber alles war gut, es stand sanft angelehnt am Tresen.

Um 2 Uhr früh aus dem Hotel auschecken: Es gibt nur eine Gruppe Menschen die so etwas tut.

Ich verließ das Hotel und machte mich auf in die Nacht. Der Regen hatte nachgelassen, aber es war immer noch nass und kalt. Zu Beginn kam ich recht gut voran. Ich war bestens erholt, es rollte.

Dann kam der Passo Brocon und wartete direkt mit einem verwirrenden Hike-a-Bike auf mich. Tagsüber sicher schön, nachts eher ... nervenaufreibend. Das GPS konnte man hier vergessen, und der Weg war wirklich schwer zu finden. Der Anstieg zum Pass war durchgängig steil, und es dauerte gefühlt ewig, raufzukommen – auch nachdem ich wieder fahren konnte.

Bald wurde es aber hell, und ich konnte zumindest wieder die tollen Panoramen bestaunen. Oben am Pass war es nass und kalt. Zumindest wurde ich so nicht müde.

Irgendwie kam es mir hier vor, als bekäme ich nie eine Pause: harter Hike-a-Bike, steiler, unendlich langer Anstieg, kurze Abfahrt auf Asphalt – und das Gleiche wieder von vorn. Der Anstieg zum Refugio Scarpa war dann die Krönung. Den CP3 musste ich mir hart erarbeiten. Konstant brutal steil und teils steinig, musste ich hier oft absteigen. Oben musste ich wieder in den Nebel hinein. So wirklich trocken war man somit auch nicht.

Das Refugio Scarpa war der dritte Checkpoint beim Sneak Peaks Adventure Bikepacking Rennen.

Zum Glück bekam ich am Refugio warmen Tee und Kaffee und außerdem Kuchen. Die Freundlichkeit der Refugios war einfach spitze! Mein Freund Phil, aka "Ballern Ballern", war auch dort. Er fuhr die Nacht durch, war komplett zerstört und schlief dort. Er war der Erste auf der Strecke – ich hatte also alle wieder eingeholt. Nix wie weiter also.

Es läuft ja doch besser, als ich dachte.

War das etwa ein Zeichen? Belustigende Ortsnamen in den Dolomiten in Italien.

In einem recht unspektakulären Straßenanstieg dann plötzlich ein Knall. Ein Blick aufs Hinterrad zeigte mir schnell, dass eine meiner Speichen gerissen war. Zwar lief das Laufrad noch, ohne am Rahmen zu schleifen, und ich war mir SEHR sicher, dass ein Reserve-Wheel nicht brechen würde, aber ich musste dringend einen Bikeshop finden, der mir die Speiche reparierte.

Das war gar nicht einfach. „Tubeless? Nein, sowas machen wir nicht.“ – „Wir machen jetzt Mittagspause. In drei Stunden kannst du wiederkommen.“ – „Wir machen nur E-Bikes.“ Es war frustrierend.

Einen shop zu finden der meine Speiche mit Tubeless setup fixen wollte war leider nicht einfach. Danke Officina 33.

Final fand ich einen Shop, der mir helfen wollte, aber es waren noch einmal zwei Anstiege dahin. Ich fuhr also ziemlich full on, um dort vor 18 Uhr anzukommen. Die Mechaniker des Shops Officina 33 hatten, glaube ich, nicht oft ein Rad wie meins in der Werkstatt. Sie waren sehr neugierig und spotteten auch ein paar Details, die man so (noch) nicht kaufen kann. 😜

Speiche gewechselt, dann noch die Bremsbeläge getauscht, ein paar Carb-Mix-Getränke und Recovery-Powder mitgenommen – und dann auf zum CP4, dem Refugio Antelao. Super coole Hütte! So nett, klein, warm. Und doch musste ich wieder raus ins Dunkel und den Nebel.

Der Singletrail oben war rutschig wegen des Regens und extrem ausgesetzt. Ich hoffte nur, die anderen würden im komplett Dunklen hier nicht stürzen. Ich fuhr zurück ins Tal nach Pieve di Cadore. Eigentlich wollte ich noch weiterfahren, aber ich fand weiter weg keine Unterkunft, die mich so spät noch aufnehmen würde.

Ich lief also einfach in ein Albergo rein und fragte nach einem Zimmer. „50 €. Magst du Frühstück? Ok, hier hast du Brioche und Saft. Nimm dir so viel du möchtest.“ Es war eines der verfallensten Hotels, in dem ich je übernachtet habe. Einrichtung original aus den 70ern – mit original Spinnweben und verfallenem Mobiliar. Zum Glück habe ich mir hier keine Bettflöhe eingefangen.

Ich schlief für etwa fünf Stunden ...

An der Grenze zu Slowenien war fast die hälfte von Sneak Peaks Adventure geschafft.

Tag 3 - Hallo Slovenien! 🇸🇮

Ich stand mit meinem Wecker auf und frühstückte schnell meine Brioche. Beim Blick auf die Karte stellte ich fest, dass alle anderen hinter mir am Refugio angehalten hatten. Ich war also immer noch der Erste. Das überraschte mich, denn ich hatte damit gerechnet, dass jemand die Nacht durchfahren würde.

Ich machte mich auf in die überraschend warme Nacht. Zuerst ein Stück hinunter zu einem See, dann eine laaaange Zeit hinauf. Anfangs ging es über Schotter und sogar ein bisschen Singletrail (ich habe die ganze Zeit gesungen, damit die Tiere wussten, dass ich komme 😅), dann folgte ein Asphaltanstieg. Je höher ich kam, desto kälter wurde es wieder. Der Nebel machte alles nass und unangenehm.

Oben am Pass sah ich das Refugio Fabbro. Eigentlich hatte ich noch vorgehabt, hier anzukommen, bevor ich schlafen würde. Schade, es sah sehr einladend aus.

Die Abfahrt war im Prinzip blind – ich sah absolut nichts. Tatsächlich war es besser, ohne Frontlicht zu fahren, obwohl es stockdunkel war.

Der Anstieg nach Sauris di Sopra war einfach nur steil. Die Betonplattenwege zwangen mich fast dazu, vom Rad abzusteigen. Ich quälte mich hinauf. Kaum war ich aus dem Ort heraus, stand ich vor einem weiteren Asphaltanstieg, der schier unmöglich steil wirkte. Ich musste lachen. Selbst schiebend rutschte ich mit den Schuhen aus. Mit der steigenden Höhe kam wieder dichter Nebel. Irgendwie schienen mir Ausblicke von den Gipfeln einfach nicht vergönnt zu sein.

Der Anstieg aus Sauris di Sopra heraus war absurd steil und komplett im Nebel. Tag 3 beim Sneak Peaks Bikepacking Rennen.
Die Stimmung mit Nebel und Licht im Wechsel war magisch. Italien enttäuschte beim SNeak Peaks nie!

Diese ganze Passage zog sich ewig hin. Es ging ständig auf und ab, der Weg war holprig und steinig, und steile Schiebepassagen bergauf verlangten mir alles ab. Es gab kaum Abschnitte, auf denen man schnell vorankam.

Die Abfahrt nach Ovaro war unglaublich steil. Es fühlte sich eher wie ein Rutschen an. Zuerst ging es über eine Betonplattenstraße, dann über Asphalt.

In Ovaro angekommen, brauchte ich dringend einen Resupply. Ich plünderte förmlich den Supermarkt. Dass man in Italien Pizza an der Theke nach Gewicht kaufen kann, ist einfach genial. Gut gestärkt und mit vollen Taschen ging es also weiter, um den legendären Monte Zoncolan anzugreifen.

Supermärkte plündern. Bei Rennen wie Sneak Peaks müssen sich aussenstehende schon wundern was man da tut.
Pizza nach Gewicht an der Theke. Der Traum eines jeden Bikepackers!

Vorher allerdings wartete noch ein kleiner Hike-a-Bike auf mich, der meine Moral komplett zerstörte. „Reicht ein Anstieg mit 16 Prozent Durchschnitt nicht?!“ dachte ich. Egal. Ich überholte ein paar leidende Radfahrer und schaffte es schließlich nach oben.

Die Abfahrt zog sich ewig hin und rüttelte mich ordentlich durch. In solchen Momenten hinterfragte ich die Wahl meines Cervélo Aspero Gravelrades schon manchmal.

Dann ging es weiter durch das Tal, zwar bei Hitze, aber mit richtig gutem Speed. Der Tagliamento ist ein beeindruckender Fluss, den ich jedes Mal aufs Neue bewundere. Es war schön, wieder hier durchzufahren.

Friaul ist so wild und bietet atemberaubende Panoramen. Von der Autobahn aus hatte ich oft eine kleine Straße gesehen, die sich mit unzähligen Tunneln durch die Berge windet. Jetzt fuhr ich sie endlich!

Der Anstieg zum Rifugio Giacomo di Brazza. Ein wunderschöner Checkpoint beim Sneak Peaks Adventure.

Der lange Anstieg zum CP5, dem Refugio Giacomo di Brazza, lag noch vor mir, aber ich fühlte mich großartig und flog förmlich den Berg hinauf. Oben angekommen, wurde ich mit Applaus und Rufen empfangen. Sie stellten mir in Rekordzeit Pasta und mein geliebtes alkoholfreies Bier hin.

Ich bedankte mich herzlich und machte mich auf den Weg nach Slowenien über den Passo Predil. Den Mangart auszulassen, obwohl ich so nah dran war, tat weh, aber er wäre wirklich zu viel gewesen.

Ich fuhr hinunter nach Bovec und gönnte mir dort für ein paar Stunden ein Hostel.

Tag 4 - Der Sturm zieht auf ⛈️

Bevor ich mich schlafen legte, checkte ich den Wetterbericht und wusste, dass gegen Nachmittag am nächsten Tag massive Stürme aufziehen würden. Mir war also klar, dass ich so weit wie möglich vor den Stürmen fahren wollte.

Ich möchte gar nicht wissen, was die anderen Leute im Mehrbettzimmer gedacht haben, als mein Wecker um 2 Uhr früh klingelte und ich leise das Zimmer verließ. Die Nacht war angenehm, und nach etwas Einrollen bergab auf der Straße ging es zunächst auf Asphalt und dann auf einer zunehmend steinigen, holprigen Forststraße bergauf.

Wegen meiner Arbeit mit dem Lynx Trail und dem Austausch mit slowenischen Biologen weiß ich über die vielen Bären in Slowenien. Jedes Geräusch schreckte mich auf, und ich sorgte dafür, dass die Tiere mich von Weitem hören konnten – durch Singen, Summen oder Räuspern. Vielleicht etwas paranoid, aber ich wollte hier kein Risiko eingehen.

Die Abfahrt war so holprig, dass ich mir ein Mountainbike wünschte. Über mehrere Tage lässt die Stützmuskulatur nach, und man wird einfach nicht mehr so agil. Jeder Schlag auf die Hände tat weh. Zum Glück hatte ich es bald geschafft.

Ein Luxushotel für Bikepacker. Bushaltestelle mit Dach und Bank.

Unten, an der Straße, entdeckte ich eine perfekte Bushaltestelle: ein kleines Häuschen mit einer Holzbank und genug Platz für mein Rad. Also machte ich noch einen kurzen Powernap. Der tat gut, und ich rollte weiter durch Kobarid. Je weiter ich ins Tal fuhr, desto kälter wurde es – wahrscheinlich wegen der feuchten Luft entlang der Soča.

Der Weg bis zum Vršič-Pass zog sich. Es ging ständig auf und ab, über steile Rampen, aber nie wirklich gerade oder schnell. Zudem hatte ich mich bei der Menge an Essen verschätzt. Ich musste rationieren und konnte nicht so viel essen, wie ich gerne wollte. Die kleineren Märkte hatten alle geschlossen.

Das Soca Tal ist atemberaubend. Der Fluss schneidet sich durch den Stein und wir radeln entlang des Flusses.
Die Serpentinen zum Vrsic pass rauf zählen von 50 runter. Ein harter anstieg für radfahrer.

Die Serpentinen des Vršič-Passes quälte ich mich entsprechend langsam hinauf. Ein paar Notfall-Gels, die ich mir aufgehoben hatte, waren sehr hilfreich. Trotzdem: Die Schilder in den Serpentinen zählten von 50 herunter, und es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, bis ich oben war.

Oben angekommen, schaute ich zurück und sah die dunklen Wolken bereits das Tal heraufziehen. Der Wind war stark. Ich holte mir meinen Stempel am Poštarski dom na Vršiču. Auch hier war das Personal super nett, und die mit Gästen gefüllte Terrasse applaudierte, als ich mein Rad abstellte und hereinging. Ich bekam ein paar Proteinriegel und ein Sandwich – sehr gut!

Der Checkpoint am Vrsic Pass war ein Highlight. Wie alle Checkpoints beim Sneak Peaks!
Slowenien ist zurecht eine Hype Destination für Bikepacker. Die Landschaften in den julischen Alpen sind malerisch!

Ich rollte schnell weiter, schrieb aber Raphael schon eine Nachricht, dass ich mir einen Zug von Tarvisio zurück nehmen würde, wenn das Wetter wirklich so schlimm werden sollte. Der Plan erledigte sich schnell: Natürlich streikte die italienische Bahngesellschaft an genau diesem Tag.

Na gut, dann einfach so schnell wie möglich zum nächsten Checkpoint, dem Casera Cason di Lanza. Vorher noch Resupply – und los! Ich schaute auf die Karte und war mir sicher, dass der erste der zwei Anstiege vor dem Lanzenpass der Bartolo-Sattel war. Doch plötzlich piepste mein Wahoo und zeigte mir, dass ich vom Weg abgekommen war.

Ich fuhr zurück und entdeckte den schmalen Pfad, der mich vom eigentlichen Weg abgebracht hatte. Das war definitiv ein Hike-a-Bike – und ziemlich ausgesetzt. Einige Wander kamen mir entgegen, und ich bemerkte schnell, dass dies der Alpe-Adria-Trail war. Bis ich die beiden Anstiege, meist mit dem Rad auf der Schulter, hinter mir hatte, fing es bereits an zu regnen.

Der Pfad rauf zur Dolinzaalm war ausgesetzt und anstrengend mit Rad auf der Schulter. Sneak Peaks war halt ein Abenteuer.
Ein paar sections single trail waren auch mit Gravelbike spassig und wirklich schön!

Ganz glücklich war ich mit dieser Passage nicht: ausgesetzt, mit vielen Erdrutschen, brutal steil – aber auch mit einigen spaßigen Singletrail-Passagen dazwischen.

Die alte Straße hinunter nach Pontebba kannte ich schon von einer gravgrav Route, die wir gescoutet hatten. Sie ist genial und es ist unfassbar, wie damals eine Straße in den Fels gehauen wurde. Allerdings ist sie stark verfallen, und ich dachte, mir würden alle Gliedmaßen abfallen, während ich hinunterfuhr.

In Pontebba war ein großes Fest, und ich musste durch Menschenmassen und abgesperrte Straßen. Mittlerweile regnete es heftig, und ich hatte den Lanzenpass noch vor mir. Dieser ist steil, zwar auf Asphalt, aber lang und zermürbend. Weiter oben stand ein Schild: „Diese Straße ist lebensgefährlich!“ Für Autofahrer vielleicht.

Man konnte sehen, wie sich in manchen Teilen der Asphalt Richtung Tal absenkte, und hin und wieder waren Abschnitte abgesperrt. Bis ich oben war, regnete es so stark, dass mir die Dusche praktisch schon inklusive war. Der Wind nahm zu, und die Dunkelheit setzte langsam ein.

Als ich am Haus ankam, herrschte Verwirrung. Die Leute dort wussten nicht wirklich, was ich wollte. Erst als ich ihnen den Stempel hinter der Theke zeigte und der „Chef“ aus der Küche kam, war alles klar.

Rifugio Cason di Lanza - Wahrlich eine Schutzhütte für mich beim Sneak Peaks Adventure.

„Pasta al Ragù?“ – „Sì, prego. E anche una birra analcolica.“ Stattdessen stellte man mir ein normales Bier hin: „Du brauchst Kraft, Junge!“

Als ich nach einer** zweiten Portion Pasta** fragte, breitete sich ein riesiges Grinsen auf dem Gesicht des „Chefs“ aus. Mittlerweile prasselte der Regen so stark aufs Dach, dass Unterhaltung kaum mehr möglich war. Der Fernseher zeigte Bilder von Verwüstungen und Überschwemmungen weiter südlich im Land.

Ich sollte fast zwölf Stunden hier verbringen und schlief tief und fest – auch, weil der Strom ausfiel.

Wetterwarnung wegen starkem Regenfall. Sneak Peaks war nicht einfach zu finishen!

Tag 5 - Ein abnormaler Sturm 🥶

Mein erster Versuch aufzustehen war ernüchternd. Als der Wecker klingelte, war es draußen sehr stürmisch. Genug, um zu beschließen, es gar nicht erst zu versuchen. Außerdem stellte ich fest, dass nichts geladen war – der Strom war ausgefallen.

Eine Stunde später stand ich dann aber doch auf und packte meine Sachen. Laut Regenradar sollte es gegen 9 weniger regnen und gegen Mittag ganz aufhören. Irgendwie trat dieser Moment nie wirklich ein, also brach ich etwas nach 9 Uhr auf. Die Hüttenwirte bereiteten mir noch Kaffee und Frühstück zu und wünschten mir alles Gute.

Zu Beginn war es gar nicht so schlimm. Bergab war es natürlich nass und kalt. Dann ging es auf einer steilen Forststraße bergauf. Hier machte ich sogar meine Jacke auf, weil es deutlich weniger regnete. Bald verließ ich den Wald, und eine raue, in Grau gehüllte hochalpine Landschaft baute sich vor mir auf.

Doch der Regen wurde schlimmer als zuvor, und plötzlich kamen mir Windböen entgegen, die mich zwangen, abzusteigen. Es war wie eine Komödie – ich kam kaum gegen den Wind an. Selbst schiebend fühlte es sich wie ein Vollsprint an, um mich überhaupt vorwärtszubewegen. Der Regen wurde zu Hagel, und als wäre das nicht genug, hörte ich Donner immer näher kommen.

Nützt nichts. Ich musste so schnell wie möglich rüber und weg vom Unwetter. Als hätten die „Götter“ mich erhört, kam ich um eine Kurve – und plötzlich verfolgten mich drei weiße Schäferhunde, laut bellend. Wer hätte gedacht, dass ich in diesem Moment doch noch so schnell bergauf fahren könnte? Sie ließen bald von mir ab.

Am Ende der Straße führte ein kleiner Pfad nach oben zum Monte Paularo. Ich zog mir meine Freeflow-Isolationsjacke unter die Regenjacke. Meine Finger waren so taub, dass ich kaum den Reißverschluss zubekam. Der Donner kam immer näher, und Nebel zog um den Gipfel auf. Schutz suchen war keine Option – es war zu kalt, das würde ich nicht durchstehen. Ich war schon in einer leichten Hypothermie.

Ich konnte nur eines tun: rennen. Also lief ich so schnell ich konnte mit dem Rad über der Schulter den Trail hinauf und dann hinunter Richtung Tal. Zum Glück war der Abstieg nur zu Beginn technisch, und bald konnte ich wieder fahren.

Unten angekommen, fand ich mich in einem Bergbaudorf wieder. Eine breite Schotterstraße brachte mich zum nächsten Ort. Dort schien die Sonne, es wurde warm, und vor mir lag eine Bar mit offener Tür. Slapstick könnte man sagen. Ich musste lachen. Doppelter Espresso, Cornetto, Strudel – grazie, a la prossima!

Der Anstieg zum Rifugio Marinelly war Steil, aber die Atmosphäre atemberaubend! Die Media Crew von Sneak Peaks feuerte mich an.

Nun stand nur noch der Anstieg zum Refugio Marinelli an, dem nächsten Checkpoint. Die Straße war steil, aber ich war motiviert, die verlorene Zeit aufzuholen. Das Gefühl von Wärme, das langsam in meinen Körper zurückkehrte, war herrlich. Die Landschaft war atemberaubend, und ich fuhr wie in Trance den Berg hinauf.

Ich wusste, dass Raphael und die Media-Crew oben warteten. Zusätzliche Motivation! Nur ein Motorradfahrer überholte mich. Kurz bevor ich oben war, rannte Fotograf Jakub neben mir her: „Wir hätten nicht gedacht, dass du hier rauf fahren kannst! Verdammt, jetzt muss ich hochlaufen.“

An der Hütte angekommen, bestellte ich Essen, alkoholfreies Bier und natürlich mehr Kaffee. In der Ecke saß ein bekanntes Gesicht. Er schaute mich an und sagte nur: „Respekt ...“ Ein anderer Teilnehmer, der gemeinsam mit mir gestartet war und auf die mittlere Route gewechselt hatte. Jetzt hatte ich ihn wieder eingeholt. So langsam, wie ich mir vorkam, war ich also doch nicht.

Nach einem Interview und einem netten Gespräch mit Raphael ging es weiter. Mein Ziel war es, noch zum nächsten Checkpoint, dem Refugio Fanes, zu kommen.

Endlich bekam ich mein alkoholfreies Bier am Rifugio Marinelli. Sneak Peaks im Luxus Modus.
Das Refugio kam mir recht. Die Checkpoints beim Sneak Peaks waren ein kleines Paradies und schützten vor kälte und füllten speicher auf.

Fanes? Leider war es nicht möglich, die Originalroute zu fahren, da der Sturm zu gefährlich war. Die Karnischen Alpen sahen wir so nur aus der Ferne. Ehrlich gesagt war die Asphalt-Umleitung aber auch wunderschön, und es fühlte sich großartig an, hier einfach mal „draufdrücken“ zu können.

Nach einem letzten Resupply in Toblach machte ich mich zurück in die Berge auf. Kurz nach Sonnenuntergang fuhr ich bereits Richtung Anstieg zum Refugio Fanes. Ich stoppte sogar noch für eine warme Mahlzeit – warum auch nicht?

Der Anstieg zum Refugio verlangte mir aber alles ab. Unglaublich steil, loser Gravel, düster und kalt. Es war demoralisierend, nachdem ich gehofft hatte, gegen 11 Uhr oben zu sein. Naja, ich konnte zumindest erahnen, wie schön es hier sein musste. Das Rauschen des Baches war beeindruckend und respekteinflößend.

Bald kam ich am Refugio an. Eine steile Abfahrt mit losem Schotter führte dorthin und forderte noch einmal volle Konzentration. Doch alles war dunkel. Die Tür war verriegelt, nur ein Stempel war davor abgestellt. So wirklich wollte ich nicht draußen schlafen, aber die Terrasse schien meine beste Option zu sein.

Ich musste also doch noch mein Notfallschlafsetup auspacken. Zumindest fand ich eine Steckdose und konnte alle meine Geräte aufladen. Für drei Stunden würde es sicher ein guter Bivvy-Spot sein ...

Das Rifugio Fanes war geschlossen als ich ankam. Bivvy bei minus graden war mein Schicksal. Type 2 Fun schätze ich.

Tag 6 - Bring es zu Ende! ✅

Dieses Mal wachte ich trotz kurz gestelltem Timer vor meinem Wecker auf. Ich zitterte am ganzen Leib, und wirklich schlafen war ohnehin nicht möglich. Rings um mich glitzerte das Holz der Terrasse, und mein Atem warf beeindruckende Kondenswolken.

Aufstehen und bei dieser Kälte weiterfahren wollte ich aber auch nicht wirklich. Der Gedanke, jetzt aus dem Schlafsack zu klettern, war überhaupt nicht verlockend. Ich versuchte also, ein wenig weiterzuschlafen, bis es hell werden würde, und rollte mich einfach zusammen.

Irgendwann musste ich anerkennen, dass es sinnlos war, und stand einfach auf. Naja: Ich zog mir im Schlafsack meine isolierte Jacke an, richtete mich dann auf, sodass meine Beine noch im Schlafsack waren, packte alles, was in dieser Position möglich war, wieder auf mein Rad und rollte erst zum Schluss mein Bivvy zusammen. Dann startete ich den kurzen, aber steilen Anstieg aus der Senke, in der das Refugio Fanes lag.

Es dauerte eine Weile, bis mir warm wurde. Aber der Sonnenaufgang … WOW! Ihr seht es sicher auf den Fotos, aber ich muss sagen: Keine Kamera der Welt kann so einen Moment wiedergeben.

Kalt aber schön. Eines der schönsten Erlebnisse beim Bikepacken ist Sonnenauf- und Untergang jeden Tag zu sehen!
Fanes bei Sonnenaufgang ist wohl eines der schönsten Erlebnisse das man am Rad haben kann!

Bald wurde es dann technischer, und schon sehr bald war Schieben und Tragen angesagt. Über steile Stufen ging es dem Tal entgegen, und mir kamen einige Wanderer
entgegen. Die Blicke auf meinen Rennradlenker sprachen Bände.

Wieder einmal hatte ich zu früh kein Essen mehr bei mir, das ich wirklich wollte und brauchte. Auf dem Weg zum Passo Gardena suchte ich nach Resupply, konnte aber leider nicht viel finden. Zwei Stück Kuchen und ein Espresso an einer Hotelbar mussten es derweil richten.

Im Anstieg zum Grödner Joch merkte ich allerdings mein Knie und musste deutlich rausnehmen. Ich schätze, die extrem steilen Anstiege zum Refugio Marinelli und Refugio Fanes hatten in Kombination mit der Ermüdung doch Spuren an mir hinterlassen. Ich quälte mich also hinauf und herüber nach Wolkenstein.

Zähneputzen nicht vergessen! Auch beim Bikepacken braucht es hygiene und routine!
Kohlenhydrate und Koffein - eine besondere Diät beim bikepacken. Italien bietet aber ein paar Highlights!

Dort fand ich endlich einen Supermarkt und deckte mich mit allerlei Sachen ein – Pizza von der Theke inklusive! Ein Joghurt-Drink zum Kühlen am Knie, und es ging weiter.

Ich war verwirrt: Laut der Karte sollten hier eigentlich viele Classic- und Entrée-Fahrer unterwegs sein, aber ich traf niemanden. Eigentlich wäre es schön gewesen, jemanden zum Reden zu haben.

Der weitere Weg führte durch unfassbar schöne Panoramen zum Sasso Lungo, über traumhafte Singletrails und Forststraßen. Leider waren die Wege auch voll mit Wanderern, die teils wenig begeistert waren, aber es war trotzdem ein mega Erlebnis!

Die Abfahrt schien unfassbar lang. Mit grandiosen Panoramen, teils schnell, teils technisch, teils steil und verwinkelt. Einzuschlafen, dazu bestand hier definitiv keine Gefahr!

Unten im Tal fuhr ich ein Stück die Ciclovia entlang und füllte schnell Wasser an einem der Brunnen auf. Jetzt waren es nur noch zwei Anstiege bis zum Ziel.

Der erste war ein regelrechtes Monster: etwa 1.600 Höhenmeter am Stück, besonders im unteren Teil oft über zehn Prozent steil. Meine Knie waren nicht glücklich. Ich beschloss, Musik auf einem Ohr zu hören und mich konzentriert hinaufzuarbeiten.

Fast oben angekommen, kamen mir Raphael und die Media-Crew entgegen. „Wie bist du denn schon hier? Wir haben dich noch lange nicht erwartet.“ Ich kam mir wirklich nicht schnell vor, aber diese Außenperspektive war motivierend.

Viele technisch schwierige Passagen sind beim Sneak Peaks gang und gebe. Allerdings machen es diese Sections auch so besonders!

Ein kurzes Stück Offroad bergauf, dann ein verwirrender Downhill mit einigen Schiebestücken. Ich musste den Weg über Zäune und teils unklare Passagen suchen. „Bitte keine ultraharte Sektion direkt vor dem Ziel, Rapha!“ sprach ich zu mir selbst. Selbstgespräche werden über die Dauer solcher Rennen doch immer häufiger. 😂

Ein letztes Mal Gummibärchen, alkoholfreies Bier und ein Joghurt-Drink (auch fürs Knie) im letzten Ort, und ab ging es in den finalen Anstieg. Mein Knie fühlte sich deutlich besser an, und ich konnte wieder normale Wattzahlen treten. (Ja, ich bin einer der Nerds, die gerne alles mit Zahlen und Daten überwachen. 😜)

Außerdem bemerkte ich, dass mein Freund Mario nur kurz vor mir war! Ich sollte ihn bald einholen. Bis zum Ende des Anstiegs aber kein Zeichen von ihm. Ein Mini-Hike-a-Bike war es noch, dann ging es über Forststraßen bergab.

Plötzlich sah ich ihn und seinen Freund am Rand stehen. Sie flickten einen Platten. Ich blieb stehen, und Mario bemerkte sofort, dass ich es war. Wir lachten und umarmten uns. „Du weißt schon, dass das unglaublich peinlich für uns ist, dass du uns eingeholt hast?“ Ich spielte es natürlich herunter und fragte, ob sie etwas brauchten. „Nein, alles gut, fahr weiter und hol dir das Ding!“

Ok, bis später – für Pizza und Bier!

Die Abfahrt war traumhaft. Perfektes goldenes Licht, idyllische Weiden mit Kühen und atemberaubende Südtiroler Bergpanoramen. Ein paar Bauern beendeten ebenfalls ihren Tag und fuhren ins Tal. Sie machten Platz und winkten mich freundlich vorbei.

Schon bald erreichte ich die Straße und realisierte, dass sie bis ganz nach unten führte. Und die Abfahrt war wild! Mein Wahoo zeigte maximal 96 km/h an. Es ging durch 360-Grad-Tunnel, und mit jedem Kilometer wurde es wärmer.

Die Häuser von Bozen wurden sichtbar, und ich freute mich schon auf das Finisher-Bier – und 1, vielleicht 2 Pizzas. Während ich noch über die Pizzas fantasierte, hörte ich schon aus der Ferne Techno schallen.

„Raphael ist also am Ziel“, musste ich lachen.

Eine tolle Party mit Empfangskomitee erwartete mich in Bozen, Italien beim Ziel von Sneak Peaks!
Ich war mir nicht wirklich sicher was ich mit der Wunderkerze anfangen sollte. Mein Finisher pic hat es aber doch bereichtert! Danke an Ahoi Minigolf und Sneak Peaks!

Mit dem Empfangskomitee hatte ich aber nicht gerechnet. Sicher 30 bis 40 Leute standen da, riefen, pfiffen, klatschten und versammelten sich um mich, als ich ankam.

Das Team vom Ahoi Minigolf reichte mir sogar eine Wunderkerze. Jakub hat das natürlich gut eingefangen. ;)

Nach einem Bier und etwas Smalltalk hatte ich nur noch einen Gedanken: Pizza! „Eine Vegetariana, eine Ahoi und eine Marinara, bitte. Und ein alkoholfreies Weißbier.“ Die Bedienung lachte. Ich verschlang meine Pizzas und suchte mir ein Hotelzimmer.

Nach einem Ultra Rennen muss man Kalorien auffüllen. Beim Sneak Peaks verbrannte ich weit mehr als ich pro Tag essen konnte! 3 Pizzas waren nur der Beginn!

Auch beim Frühstück gab es große Augen vom Hotelpersonal. Ich schätze, das Sneak Peaks Adventure hatte mir einiges abverlangt.

Danke an das Orbit360-Team und an alle Helfer, vor allem an die Rifugios! Der Spirit des Events wurde durch die freundlichen Gesichter und den Gedanken an diese wortwörtlichen Schutzhütten geprägt!

Ein letzter Kommentar

Ganz zum Schluss möchte ich noch einen Gedanken los werden. Nach dem Rennen und auch währenddessen kamen viele Kommentare und Stories die meine Fahrt heroisierten und als nahezu unmenschlich darstellten.
Ich bin kein Fan von solchen Heldengeschichten! Ja ich war schneller als der Rest des Feldes und ja es kam sehr nahe nach einem anderen Rennen bei dem ich Vollgas gefahren bin aber man muss dann schon die Kirche im Dorf lassen:
Wer mein Setup genau betrachtet, sieht genau dass da ein gewaltiger Unterschied in der Herangehensweise zu den anderen TeilnehmerInnen. Ich bin hohe Risiken mit wenig Ausrüstung eingegangen, habe aber auch fast immer in Hotels geschlafen. Dazu hatte ich natürlich auch Glück. Ich war bis auf am Monte Paularo immer glimpflich davon gekommen, hatte keinen Schnee und keine anderen Extrembedingungen auf dem Rad.
Am Bikepacken ist nichts heroisch und wer das tut um Ruhm zu bekommen macht auch etwas falsch. Jeden Tag gibt es mehr als genug ungemütliche Momente und sehr unheroische Gedanken.

Ich bin froh und stolz darüber wie ich das Rennen gefahren bin und auch über die Position in der ich angekommen bin. Ich bin mir aber schon bewusst und sehr offen darüber, dass dies keine Jahrhundert Performance war.
Im Vordergrund steht für mich aber die Landschaft, die Menschen entlang der Strecke und die Stories die ich für mein restliches Leben mitnehme. Ganz besonders die tolle Organisation und die sehr untypisch entspannte Party, aber auch Abenteuer-Atmosphäre die Raphael und sein Orbit360 Team dort geschaffen haben!
Danke für einzigartiges Event, ich hoffe dass ich bald mal wieder zurück komme!